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Kindermänner – Unangebracht gekleidet

Kindermänner – Unangebracht gekleidet

Viele Väter kleiden sich heute so wie ihre achtjährigen Söhne. Dabei meine ich wohlgemerkt nicht jene Väter, die vor Erreichen der Volljährigkeit Kinder haben. Ich rede von Mittdreißigern oder Vierzigjährigen, deren Garderobe aus bunten T-Shirts, Jeans und Turnschuhen zu bestehen scheint. Insofern kann man auch nicht mehr von Jugendwahn reden, passender wäre das Wort Kindheitswahn.

Ist das schlimm? Ich weiß es nicht. Ich finde es auf jeden Fall bemerkenswert. Denn es gab Zeiten, da wollten Väter nicht wie Kinder aussehen, allenfalls der Nachwuchs wie die Erwachsenen. Das funktionierte dann so, dass die Jungs möglichst früh lange Hosen haben wollten. Heute ist es umgekehrt. Die Erwachsenen wollen ihr Leben lang kurze Hosen tragen. Ich habe keinen missionarischen Eifer in Modedingen, von mir aus soll sich jeder so anziehen, wie er mag. Allerdings treten ab und zu doch mal Probleme auf. Und bei denen bin ich dann hin und wieder gefragt. Zum Beispiel bei Coachings. Da wollen die großen Kinder plötzlich wissen, wie man eine Krawatte bindet. Oder worauf sie beim Anzugkauf achten müssen.

Kleidungs-Grundlagen für Männer

Da komme ich mir ein bisschen wie ein Grundschullehrer vor, der Dinge nachholen muss, die im Elternhaus verpasst wurden. Allerdings ist es kein großes Ding, einem erwachsenen Mann ein paar Grundlagen beizubringen. Das dauert nur ein paar Stunden. Und es macht Spaß. Und zwar beiden. Dem bisher nicht in Anzug- und Krawattendingen bewanderten Zuhörer und mir. Denn ich kann zusehen, wie das Kind im Mann in kürzester Zeit zu voller Größe wächst. Wenn er nämlich feststellt, dass er in einem dunklen Anzug irgendwie doch anders rüberkommt als in Sweatshirt und Cargohosen. Übrigens will ich niemanden davon abhalten, so etwas zu tragen. Aber eben nur nicht ausschließlich. Manchmal hilft es nämlich, wenn die Kleidung Kompetenz ausstrahlt.

„Man sieht nur, was man weiß“

Das Coaching beginnt in der Regel mit einem GoetheZitat. Es lautet: „Man sieht nur, was man weiß.“ Wer nicht weiß, dass Sakkoärmel zu lang sind, wenn sie bis zu den Knöcheln der Finger reichen, wird es nicht sehen. Wer aber darauf hingewiesen wurde, dass die Hemdenmanschette aus dem Ärmel herausschauen soll, wird beim nächsten Anzugkauf darauf achten. Und sich vielleicht wundern, dass der Verkäufer ihm etwas anderes erzählt. Der hat dieses Grundlagenwissen leider oft vergessen. Falls es ihm überhaupt jemals vermittelt wurde. Viele Männer freuen sich auch schon, wenn sie in Ruhe ein Krawattenknoten gezeigt bekommen. Das geht ganz schnell und nebenbei erzähle ich noch ein bisschen was über Binder im Allgemeinen. Wie sie genäht werden, woran man gute Exemplare erkennt und wie Flecken daraus entfernt werden. Ein oder zwei Sitzungen genügen, um diese und andere Dinge an den Mann zu bringen. Ob das dann seinen Kleidungsstil im Alltag verändert, weiß ich nicht. Aber immerhin kann er dann seinem Sohn irgendwann diese praktischen Tipps weitergeben. Und der muss sich dann nicht mehr an Leute wie mich wenden. Ist zwar irgendwie auch schade. Besser ist es aber doch.

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Über den Autor

Gastbeitrag von Stil-Papst Bernhard Roetzel, Autor des Buches „Der Gentleman. Handbuch der klassischen Herrenmode“. Für den Gentleman-Blog schreibt er exklusive Kolumnen über Kleidung, Stil und Persönlichkeit eines Gentleman.

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Kommentare (3)

  1. Wintertyp
    Jun 7, 2014

    Das mag ja alles schön und gut sein und die wichtigesten Kleidungsregeln sollte man in der Tat beherzigen, jedoch fahre ich die Kinder am Samstagnachmittag ja nicht im Anzug vom Kindergeburtstag abholen. Da darf es dann doch mal der Sweater und die Cargo-Hose sein. Ich denke, es kommt eher auf den gesunden Mix an… Wie immer im Leben.

  2. Apr 16, 2012

    Natürlich muss ein Mann wissen, wie er sich im Business kleidet – hier sind es oftmals die Details die Großes bewirken. Bei einem Mann in Jeans und einem T-Shirt erkennt man allerdings auch sofort die „Liga“ in der gespielt wird (im Business und auch sonst). Jeans ist nämlich nicht gleich Jeans und
    T-Shirt nicht gleich T-Shirt!

  3. Christian F.
    Aug 20, 2010

    danke für den artikel. doch stelle ich mir eine frage: muss man etwa immer „geregelte“ kleidung tragen? ich trage am wocheneende (nicht immer, aber oft) ganz bewusst „kinderkleider“, da ich mich beruflich im „business-outfit“ kleiden muss.

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