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Früher war alles besser? – Die Nostalgie-Falle

Früher war alles besser? – Die Nostalgie-Falle

Wir lieben den Blick auf unsere eigene Geschichte. Wir schwelgen nostalgisch in unserer Vergangenheit und träumen von frühen Zeiten, in der das Eis besser schmeckte, der Himmel blauer und die Wiesen grüner waren. Doch dieser Blick ist oft hoffnungslos verklärt. Früher war gewiss nicht alles besser, so wie es uns heute erscheint.

Paradies Vergangenheit

Weißt du noch damals…“ und „Erinnerst du dich noch an…?“ Mit diesen Worten beginnen Zeitreisen, die uns an ferne Orte oder in längst vergangene Situationen zurückführen. Scheinbar zum Greifen nahe ersteht vor unserem geistigen Auge die Vergangenheit wieder auf. Und wie gut sie sich gehalten hat: Reich an Glücksmomenten strahlt sie uns an wie eine ewig junge Diva. Damals konnten wir noch richtig zupacken, haben uns unseren Ängsten gestellt und Probleme gelöst. Spontanität wurde wirklich gelebt und war nicht nur eine Worthülse. Kurzum: Wir haben die Vergangenheit gemeistert.

Zensiertes Kopfkino ist gut für die Psyche

Wir lieben diese Zeitsprünge, entheben sie uns doch kurzfristig von den Sorgen und Problemen des Alltags und lassen uns in eine bessere Welt abtauchen. Deshalb erliegen wir gerne der Illusion, dass uns hier ein realistisches Abbild der Vergangenheit präsentiert wird. Im Rausch der positiven Emotionen vergessen wir, welcher Film hier wirklich im Kopfkino gezeigt wird. Es ist eine stark zensierte Fassung des Originalstoffes, die weitgehend um negative Szenen wie Enttäuschungen, zerplatzte Träume, harte Arbeit, Langeweile und Oberflächlichkeiten bereinigt wurde. Wir sehen nicht mehr die Probleme, Sorgen, Nöte und Schwierigkeiten, sondern erinnern uns daran, wie wir aus schwierigen Situationen herausgekommen sind und und sie uns stark gemacht haben. Dass auch damals vieles alles andere als glatt lief, und das Leben nie ein Ponyhof war, kommt uns nur selten in den Sinn.

Was uns hier vorgespielt wird, ist in Wirklichkeit ein wunderschön arrangiertes “Best-of“ der bezauberndsten Momente unserer Vergangenheit. Der Regisseur meint es dabei nicht böse, folgte er doch einem uralten Mechanismus, der durch Jahrtausende alten Zeitläufe geprägt wurde: Die guten Momente werden gespeichert, die schlechten Momente werden verdrängt. Ein durchaus sinnvoller Mechanismus, hilft er uns doch zu überleben und psychisch gesund zu bleiben.

Die Gegenwart von heute ist die Vergangenheit von morgen

Nach diesen Betrachtungen wird klar, dass das Schwelgen in vergangenen Tagen nur wenig über unsere wirkliche Vergangenheit aussagt. Genießen Sie dennoch regelmäßige Zeitreisen als entspannende Auszeiten, aber drücken Sie den Rewind-Knopf nicht zu häufig. Verharren Sie nicht in der Vergangenheit. Sondern stellen Sie sich den Aufgaben der Gegenwart, damit sie später mit Stolz und Freude an heute zurückdenken können. Denn die bisweilen schwierige Gegenwart soll später schließlich „die gute alte Zeit“ sein.

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Ein Kommentar

  1. surecamp
    Mai 24, 2012

    Weißt du noch?

    ODer bezieht sich das erste „weist du noch“ auf eine weise Figur?

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