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“Clemens en August“ Gründer Alexander Brenninkmeijer im Interview

“Clemens en August“ Gründer Alexander Brenninkmeijer im Interview

Warum brach der Spross der berühmten Unternehmerdynastie Brenninkmeijer mit dem Familienunternehmen C&A, verzichtete auf eine sichere, viel versprechende Karriere und gründete stattdessen sein eigenes Label “CLEMENS en AUGUST? Der Gentleman-Blog im Gespräch mit Alexander Brenninkmeijer über Traditionen, Mode und den unbedingten Willen den eigenen Weg zu gehen.

Familie mit langer Tradition

Eine unscheinbare Kunstgalerie in einem Hinterhof an der Oranienburger Straße in Berlin: In zwei klinisch weißen Räumen hängt Damen- und Herrenmode an langen Stangen aus massivem Stahl. Ein regelmäßiger Strom von Kunden betritt den versteckt liegenden und spartanisch ausgestatteten Laden, durchstöbert das Sortiment und lässt sich beraten. Ein hagerer Mann mit leicht ergrauten, zurückgegelten Haaren präsentiert einer Kundin verschiedene Blusen der aktuellen Kollektion. Der hilfreiche Herr ist Alexander Brenninkmeijer, Spross der legendären niederländischen Unternehmerdynastie Brenninkmeijer. Seine Vorfahren betrieben den Töddenhandel. Als wandernde Kaufleute reisten sie im 17. und 18. Jahrhundert über das Land und verkauften den in kleinen Betrieben und Haushalten hergestellten Leinen in ganz Nordeuropa. Später, im Jahre 1841, gründeten die Brüder Clemens und August Brenninkmeijer im niederländischen Sneek das Unternehmen C&A, der Rest ist Geschichte.

Der Brenninkmeijer-Familienclan ist groß und weit verzweigt, er umfasst heute über 500 Mitglieder. Jeder von ihnen bekommt die Chance bei C & A Karriere zu machen, doch der Name Brenninkmeijer allein reicht nicht aus für eine Führungsposition bei dem Modegiganten. „Das wäre auch zu einfach und außerdem gibt es zu viele von uns, um eine solche natürliche Erbfolge aufrecht zu erhalten“, erläutert Alexander Brenninkmeijer und ergänzt: „Nur die Besten jeder Generation schaffen es bei C & A nach ganz oben zu kommen“.

Eine mutige Entscheidung

Auch Alexander Brenninkmeijer schlug zunächst diesen geraden, vorherbestimmten Weg ein. Nach der Schule fing er bei C&A an, arbeitete acht Jahre in allen Unternehmensbereichen und wohnte in vielen Metropolen Europas. „Trotzdem fehlte irgendetwas, ich war damals nicht wirklich mit meinem Leben zufrieden“, erinnert er sich. Nach reiflicher Überlegung gab er seinen sicheren Posten bei C&A auf – gemäß den strengen Unternehmensregeln gleichbedeutend ein Abschied für immer. Danach machte er sich auf, etwas Eigenes zu schaffen. „Ich hatte damals absolut keine Idee, was das sein könnte“, meint Brenninkmeijer selbstkritisch. Um seinen eigenen Weg zu finden, reiste er ein Jahr lang als einfacher Rucksacktourist um die Welt und spekulierte anschließend immer wieder mit seinen Freunden über mögliche Unternehmensmodelle. Bei einem dieser hitzigen Diskussionsrunden platze schließlich der Knoten: Hochwertige Designermode zu erschwinglichen Preisen, aber ohne das ganze Brimborium – Aufwändige Werbung, Sektempfänge, repräsentative Läden in kostspieliger Top-Lage und gelangweilte Verkäufer.

Seinem Kind gab Alexander Brenninkmeijer, ganz Traditionalist, den Namen Clemens en August in Erinnerung an seine Vorfahren. Die Mode seines Labels “Clemens en August“ wird in kleinsten Auflagen von wenigen hundert Stück hergestellt und innerhalb einer Europa-Tour in kleinen Kunstgalerien verkauft. Brenninkmeijers Mode ist klassisch und elegant, aber trotzdem modern und nah am Zeitgeist. Die Preise bewegen sich natürlich nicht auf C&A-Niveau, liegen aber deutlich unter denen vieler bekannter Designer. So ist ein dunkler Herrenanzug von Clemens en August ab 400 Euro zu haben. Gefertigt wird ausschließlich in Europa, keines der Stücke ist Made in China. „Auch wenn ich hierfür gerne ethische Gründe anführen würde, wir produzieren vor allem deshalb hier bei uns, weil sich bei Kleinstauflagen der lange Weg über Asien nicht lohnen würde“, gibt Brenninkmeijer ehrlich zu.

Das Besondere an dem Tour-Konzept: Die Ware ist auf der Tour deutlich günstiger als im obligatorischen Webshop von Clemens en August. „Wir wollen in unserer anonymen digitalen Welt den persönlichen menschlichen Kontakt zum Kunden stärken“, erläutert Alexander Brenninkmeijer sein ungewöhnliches Konzept.

Lebensweisheiten abseits der Modewelt

Und was bewegt den Menschen Alexander Brenninkmeijer abseits seines Labels und der Mode? „Oft denke ich über das Thema des persönlichen Reichtums nach. Für mich ist dieser Reichtum etwas sehr Individuelles, das sich lediglich in Bezug auf meine eigenen Bedürfnisse bemisst. So besitze ich einen alten Wagen aus den Sechzigern, weil ich mit diesem Modell wichtige Erinnerungen aus meiner Kindheit verbinde. Den alten Wagen reparieren zu lassen war ökonomisch klar eine Fehlinvestition, für diesen Preis hätte ich mir einen aktuellen Sportwagen kaufen können. Diese Option wäre für mich allerdings nicht reizvoll gewesen, da mir hier die emotionale Komponente gefehlt hätte. Ich möchte niemals etwas besitzen, nur um anderen damit etwas zu beweisen“.

Und wie definiert ein Mann wie Alexander Brenninkmeijer einen Gentleman? „Ein Gentleman ist ein Mann der sich Mühe mit Anderen gibt. Er will, dass sich alle Menschen in seinem Lebensumfeld gut fühlen und glücklich sind. Deshalb behandelt er alle mit der gleichen Achtung, egal welchen Rang oder Position sie innehaben. Wer sich nur um Andere bemüht, weil er sich davon eine Gegenleistung erhofft, ist kein Gentleman. Ein wahrer Gentleman bleibt immer authentisch und trägt nie zu dick auf“.

Alexander Brenninkmeijer lächelt bescheiden und wendet sich einer wartenden Kundin zu. Die Zeit ist knapp bei Clemens en August. In wenigen Tagen wird die Tour in Wien ihre Zelte aufschlagen. Immer unterwegs, immer Mode und Textilien im Fokus – In dieser Beziehung ist Alexander Brenninkmeijer doch der jahrhundertelangen Tradition seiner Familie treu geblieben.

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Kommentare (2)

  1. Ernst Sprekelmeyer
    Mrz 14, 2015

    meinen Respekt für diese Entscheidung.

  2. Kaestli
    Jul 16, 2012

    der Artikel ist sehr nett, aber erkkären Sie mir bitte

    – Wie kann eine Marke mit einer Tour 2mal im Jahr genug Umsatz generieren, wenn andere Händler mit 300 Verkaufstagen (optimierte Logistik, Location) Mühe haben.

    Es kann einfach nicht gehen.

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