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Schwimm-Weltrekordler Paul Biedermann im Interview

Schwimm-Weltrekordler Paul Biedermann im Interview

Paul Biedermann ist der schnellste Schwimmer der Welt. Spätestens durch seine Beziehung zur Schwimmstar Britta Steffen ist er auch vielen bekannt, die dem Schwimmsport nicht sonderlich nahe stehen. Der Gentleman-Blog hat die deutsche Olympia-Hoffnung zum Interview getroffen und sprach mit ihm über seine verpatzte Seeepferdchen-Prüfung, rasierte Männerbeine, die Zusammenarbeit mit Sportpsychologen und das Theater der Medien im Umgang mit Spitzensportlern.

In Ihrem Wikipedia-Eintrag steht, dass Sie als kleiner Junge durch Ihre erste Seepferdchen Prüfung gefallen sind. Stimmt das oder ist das einer dieser berüchtigten Wikipedia-Fakes?

Paul Biedermann: Das stimmt tatsächlich. Ich sollte einen Ring aus zwei Meter Entfernung hochholen und 25 Meter am Stück schwimmen. Da ich noch ein ganz kleiner Steppke war habe ich es einfach nicht geschafft.

Bestand damals die Gefahr, dass Sie Ihre noch junge Schwimmkarriere direkt an den Nagel hängen?

Paul Biedermann: Nein, keineswegs. Meine Karriere wurde ja auch nicht durch das Seepferdchen geboren, sondern ist die Basis von jahrelangem und hartem Training.

Wie motivieren Sie sich jeden Tag für das Training?

Paul Biedermann: Schwimmen macht mir einfach Spaß und ist zu meinem Lebensinhalt geworden. Außerdem reizt mich der Konkurrenzgedanke. Ich habe auf der ganzen Welt Konkurrenz. Ich weiß, dass meine Kontrahenten in Asien trainieren, wenn ich noch schlafe. Und ich weiß, dass meine Konkurrenten in Amerika anfangen zu trainieren, wenn ich ins Bett gehe. Meine Trainingszeit will ich optimal nutzen und es in meinem Zeitfenster möglichst besser machen als meine Gegner.

Schwimmer rasieren sich am ganzen Körper. Welchen Effekt hat das im Rennen?

Paul Biedermann: Jedes Haar bedeutet im Schwimmbecken Widerstand. Bei der Rasur bildet sich auf der Haut zudem ein dünner Fettfilm, so dass der Schwimmer einen leichten Auftrieb erfährt. Der Effekt einer Rasur ist zwar nicht genau zu beziffern, aber es kann durchaus bis zu einer Zehntlesekunde ausmachen. Und im Schwimmen kommt es oft auf jede Zehntelsekunde an. Das kann Gold oder eben Silber bedeuten.

Rasieren Sie sich auch für das Training?

Paul Biedermann: Da nur im Gesicht, schließlich ist so eine Ganzkörperrasur auch mit einer gewissen Arbeit verbunden. Es ist eher ein Wettkampfding und gehört für mich auch zur mentalen Wettkampfvorbereitung dazu.,Neben dem Zeiteffekt erzeugt die Rasur auch ein gewisses Feeling bei mir. Danach fühle ich mich frisch, fit und für den Wettkampf bereit. Da wird einem noch einmal bewusst, dass es bald los geht und danach geht es nur noch darum, das perfekte Rennen abzuliefern. Da muss dann alles stimmen.

Fühlt es sich bisweilen merkwürdig an, sich als Mann Arme und Beine zu rasieren?

Paul Biedermann: Überhaupt nicht. Das gehört einfach dazu und ist bei Schwimmern vollkommen akzeptiert. Viele meiner Freunde schwimmen auch, so dass es überhaupt kein Thema ist. Die Körperrasur gehört mittlerweile zum Schwimmsport wie auch beim Radsport einfach dazu. Heutzutage ist es auch gar nichts Unnatürliches mehr, wenn sich Männer die Beine rasieren. Es kommt auch nicht vor, dass die Leute auf meine rasierten Beine starren, wenn ich außerhalb der Schwimmhalle mal eine kurze Hose trage.

Paul Biedermann mit Gentleman-Blog Chefredakteur Lukas große KlönneSie arbeiten in der Wettkampfvorbereitung mit einem Sportpsychologen zusammen. In anderen Sportarten wie dem Fußball war das lange Zeit verpönt. Können Sie die Skepsis nachvollziehen?

Paul Biedermann: Meine Freundin (Britta Steffen, Schwimmweltmeisterin, Anm. d. Red.) und ich sind der Meinung, dass nicht immer der körperlich beste Schwimmer gewinnt, sondern derjenige, der körperlich und mental am fittesten ist. Kopf und Körper machen meines Erachtens jeweils 50 Prozent der Leistungsfähigkeit aus. Warum sollte man es dann nicht nutzen? Der Kopf kann Berge versetzen und das kann sich natürlich positiv auf die Leitung auswirken.

Wie sieht die Zusammenarbeit aus?

Paul Biedermann: Jeder muss für sich den Rahmen finden. Ein Sportpsychologe ist natürlich kein Psychiater, der in der Kindheit herumforscht oder ähnliches. Es geht vielmehr darum, sich auf bestimmte Gedankengänge und Drucksituationen vorzubereiten und im Kopf durchzuspielen.

Im Spitzensport herrscht Druck und Anspannung. Können Sie sich im Wettkampf überhaupt erlauben ein Gentleman zu sein, oder geht es auf dem Level gar nicht ohne den Einsatz der Ellenbogen?

Paul Biedermann: Beim Schwimmen durchaus, denn das ist keine Kontaktsportart. Jeder hat seine eigene Bahn, Fouls oder dergleichen sind also eigentlich gar nicht möglich. Natürlich ist nicht jeder mit jedem befreundet, aber es herrscht unter den Schwimmern doch eine Gemeinschaft, in der jeder jeden respektiert. Wir wissen alle, wie hart man dafür arbeiten muss, um in die Weltspitze zu kommen, das verbindet auch.

Gibt es so etwas wie eine Wettkampf-Knigge?

Paul Biedermann: Wenn sich jemand vor dem Rennen stark konzertiert oder noch mal in sich geht, dann gehört es sich nicht, ihn anzusprechen, abzulenken oder zu stören. Wenn jemand reden will, ist dafür nach dem Rennen noch genügend Zeit.

Sie sind einer der besten Schwimmer der Welt. Werden Sie in der Öffentlichkeit häufig erkannt?

Paul Biedermann: Ich meiner Heimatstadt Halle (Saale) oder in Schwimmhallen schon, aber sonst bin ich in der glücklichen Lage, mich relativ frei und unbehelligt in der Öffentlichkeit bewegen zu können.

Ihren Namen kennen durch die Medien aber Millionen. Medien jubeln Sportler schnell hoch und hauen dann drauf, wenn es mal nicht so gut läuft. Wie gehen Sie damit um, was in der Presse über Sie geschrieben wird?

Paul Biedermann: Ich habe über die Jahre gelernt damit umzugehen. 2009 wurde ich zu Beginn meiner Karriere auch hochgejubelt. Als ich dann im Jahr drauf dann mal nicht Gold gewonnen habe – welch ein Skandal – habe ich dann auch die Schattenseiten kennenlernen müssen. Für mich ist das meiste von dem, was geschrieben wird, vor allem Theater. Tags drauf ist es schon wieder vergessen, weil es die nächste Schlagzeile über mich oder jemand anderen gibt. Ich lese fast gar nichts von dem, was über mich geschrieben wird. Die Zeit kann ich auch besser nutzen.

Als Schwimmer hat man ja nur eine Badehose an. Wie wohl fühlen Sie sich im Anzug?

Paul Biedermann: Privat trage ich am liebsten Fanwear von Heavy Metal. Aber auch in einem Anzug fühle ich mich nicht unwohl. Im Gegenteil, zum Beispiel auf der „Sportler des Jahres“-Gala gehört es für mich einfach dazu, auch um den Anlass entsprechend zu würdigen.

Olympia 2012 in London stehen vor der Tür und sie gelten als einer der Top-Favoriten im Freistil. Was macht diese besondere olympische Atmosphäre aus?

Paul Biedermann: Vom Wettkampf her ist es im Prinzip das gleiche wie bei einer Weltmeisterschaft, weil die Gegner dieselben sind. In der Schwimmhalle gilt der Fokus natürlich dem Wettkampf. Meine Rennen dauern zwei und vier Minuten, da ist volle Konzentration angesagt. Das Besondere an Olympia ist das olympische Dorf. Dort zu wohnen, in der riesigen Mensa essen zu gehen und auf all die Sportler zu treffen und kennenzulernen, die man sonst auch nur aus dem Fernsehen kennt, macht einen ungeheuren Reiz aus. In dieser Atmosphäre mit Menschen aus der ganzen Welt und aus den verschiedensten Kulturen zusammen zu kommen, ist sehr spannend und hinterlässt bleibende Erinnerungen.

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