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Lob der alten Dinge – Warum neu nicht immer besser ist

Lob der alten Dinge – Warum neu nicht immer besser ist

Sind neue Dinge besser als alte? Wenn man der Werbung Glauben schenkt, dann ist das definitiv so. Doch oft handelt es sich beim Erwerb neuer Dinge lediglich um leblose Statussymbole. Der Gentleman-Blog hält ein Plädoyer für zeitgeschichtliche Unikate statt seelenlose Neuwaren.

Neuheit als Statussymbol

Wohlstand ist, wenn man mit Geld, das man nicht hat, Dinge kauft, die man nicht braucht, um damit Leute zu beeindrucken, die man nicht mag„, sagte schon Alexander v. Humbold. Ganze Wirtschaftszweige leben davon, uns immer wieder neue und vermeintlich innovative Dinge zu verkaufen. Tagtäglich will die Werbung dafür neue Bedürfnisse in uns wecken. Und wenn der Nachbar ein neues Auto hat, dann wollen wir das auch. Zwangsläufig wird damit das Alte diskreditiert. Kinder, die alte Klamotten ihrer Geschwister tragen müssen, laufen schon in der Grundschule Gefahr, Zielscheibe für Spott und Hänseleien zu werden. In Second-Hand-Läden zu kaufen, wird schnell als Anzeichen von Armut und sozialem Abstieg interpretiert.

Die Botschaft lautet: Wer sich neue Dinge leisten kann ist erfolgreich. Neue Dinge bescheren uns mehr Optionen für unser Leben und bieten folglich mehr Genuss. Doch benötigen wir diesen zusätzlichen Spielraum überhaupt, sind es wirkliche Fortschritte oder eher theoretische Optionen, die uns das Neue eröffnet? Den einfachen Satz „Quality is fitness for use“ lernen BWL-Studenten schon im ersten Semester und erkennen: Der Nutzen eines Produktes ist relativ und wird ausschließlich vom Kunden und seinen Bedürfnissen definiert. Von vielen ach so innovativen Neuheiten, die wir im Alltag aber gar nicht anwenden, profitieren in erster Linie die Unternehmen.

Zeitgeschichtliche Unikate statt seelenlose Neuwaren

Die meisten Gegenstände können unsere Bedürfnisse trotz Gebrauchsspuren und weniger Funktionsumfang genau so gut befriedigen wie neue Dinge. Wer benötigt wirklich das aktuellste Digitalkameramodell mit automatischer Lächelerkennung? Warum darf ein simpler Gebrauchsgegenstand wie ein Schreibtisch keine Kratzer haben? Liest sich ein Klassiker wie Robinson Crusoe als altes Buch aus den Sechzigern nicht sogar besser als eine verlagsneue Ausgabe mit modernem Cover? Zahlreiche Musik-Liebhaber wenden sich von CDs und MP3s ab und greifen bevorzugt zum guten, alten und knisternden Vinyl.

In der ganzen westlichen Welt haben die „Durchschnittsmenschen“ durch Werbung und Weltkonzerne inzwischen einen fast identischen Geschmack. Es gibt ja auch überall die gleichen Sachen zu kaufen. Indem wir diesen Mainstream nicht fortlaufend mitmachen, sondern uns gebrauchte Dinge aneignen, schenken wir diesen Gegenständen eine zweite oder dritte Existenz. Gebrauchte Dinge garantieren uns echte Individualität, deshalb ist das lustvolle Kombinieren alter Modestücke, Einrichtungsgegenstände oder Accessoires mit neuen Produkten bei vielen Menschen Teil eines neuen Lebensgefühls geworden. Wer Altes zur Schau trägt beweist Originalität und experimentiert mit zeitgeschichtlichen Unikaten statt mit seelenlosen Neuwaren. Dabei können vermeintlich ausgediente Konsumgüter vergangener Jahrzehnte wie alte Spielkonsole, Kassettenrekorder oder Plattenspieler in den eigenen vier Wänden zu augenzwinkernden Bekenntnissen zur persönlichen Lebensgeschichte werden und so materialisierte Brücken in die Vergangenheit schlagen.

Wertvoll ist, was Emotionen weckt

Dabei sollte es nicht relevant sein, ob ein Antiquitätenhändler oder sonstiger Fachmann unseren alten Schmuckstücken einen materiellen Wert attestiert – wertvoll ist, was unsere Emotionen weckt, was uns gefällt und unser Leben bereichert. Zwar können neue Dinge das auch, aber hält der Effekt hier oft nur kurz an.

Zusätzlich hat das Verwenden von gebrauchten Produkten auch eine ökologische Dimension. Entscheiden sich die Kunden weniger neue Produkte zu kaufen und lieber alte Dinge weiterzuverwenden, müssen weniger neue Waren produziert und weniger knappe Ressourcen verbraucht werden.

Lehren für den Gentleman

Es lohnt sich, die eigene Position gegenüber gebrauchten Dingen zu überprüfen und kritisch zu hinterfragen. Alte Produkte können uns als Gentlemen helfen, einen individuellen und unverwechselbaren Stil zu etablieren und uns vom Einerlei der uniformen Massenwaren abzugrenzen. Die spielerische Kombination alter und neuer Dinge ist eine Bereicherung für unser Leben. Denn mit manchen Dingen ist es wie mit echten Persönlichkeiten: Sie werden mit der Zeit nicht älter, sondern besser.

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Kommentare (3)

  1. Dietmar
    Jul 18, 2017

    Toller Artikel :)
    „Die meisten Gegenstände können unsere Bedürfnisse trotz Gebrauchsspuren und weniger Funktionsumfang genau so gut befriedigen wie neue Dinge.“
    Das erklärt schon alles

  2. Dez 14, 2012

    —Wie WAHR!—Die Geschichte der Dinge ist es die zählt…daran erfreue ich mich jeden Tag!-:)
    Holger

  3. Nov 26, 2012

    Spricht mir aus der Seele! Und der Sessel schaut übrigens wunderschön aus!
    Claire

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