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Dolly Parton: Nicht ganz echt – aber immer authentisch

Dolly Parton: Nicht ganz echt – aber immer authentisch
Dolly Parton – Credit: Eva Rinaldi 2011 (Creative Commons Lizenz)

Dolly Parton wurde nach ihrem Auftritt auf dem Glastonbury-Festival von einem Journalisten der ‚Sun‘ mit dem Vorwurf konfrontiert, sie habe Playback gesungen. Ihre Antwort: „Meine Titten sind Fake, meine Haare sind Fake, was echt ist, ist meine Stimme und mein Herz.“ Das heißt: Authentisch zu sein muss nicht zwangläufig bedeuten, echt zu sein. Nur wer sich treu bleibt, ist authetisch.

Authentisch oder Inszenierung?

So ist Dolly Parton eben: Was hinreißend ‚authentisch‘ rüberkommt, ist immer schon kalkulierte Inszenierung gewesen. Bald 70 Jahre alt, reißt sie auf der Bühne immer noch Witze über ihre Brüste („Ich liebe meine Heimat so sehr, dass ich die Berge stets bei mir trage„) und kokettiert mit ihrer Erscheinung („Ich weiß zu schätzen, dass Sie die teuren Tickets bezahlt haben – es kostet mich verdammt viel Geld so billig auszusehen„). Sie macht sich gemein mit ihren Fans. Sie bleibt für ihr Publikum das Country-Girl aus den Smoky Mountains in Tennessee, fasziniert von den ‚Hookers‘, die ihr Bild von Schönheit nachhaltig und bis heute sichtbar prägten.

Eine wirkliche Antwort auf die Frage, ob Dolly Parton live gesungen hat oder nicht erhält der Reporter dann auch nicht: Ja, ihre Stimme ist zweifellos echt. Aber ob jeder Ton – Hand aufs ebenso echte Herz – ohne technische Unterstützung aus den Boxen schallt? Wer weiß. Und wen interessiert es schon?

Authentisch oder PR-Gag?

Nach dem Festival in Glastonbury kam Dolly Parton zu Ohren, dass ein Hund allein auf dem Gelände herumliefe, sein Besitzer nicht aufzufinden. Sie ließ verlauten, für den Fall, dass sich bis zum Ende ihrer Tour niemand melden würde, möge man sie informieren. Sie werde den Hund dann mitnehmen. Ein PR Gag? Sicher nicht aus Sicht des Hundes. Dolly Parton beauftragte schon während ihrer Tour durch Europa ihren Manager damit, das Wohlergehen des Hundes im Animal Shelter zu sicher zu stellen. Der Besitzer wurde dann doch noch gefunden; Dolly Parton erklärt in einer Videobotschaft auf der Website der Daily Mail, sie sei mit den Hundehaltern in Kontakt und werde sich auch zukünftig um das Wohl des Hundes kümmern. Man ist geneigt, ihr das zu glauben.

Bei ihrer Show in Köln, einem von zwei Auftritten in Deutschland, überließ Dolly Parton nicht viel dem Zufall. Das Publikum bekam eine durch und durch geplante Choreographie zu sehen, fünf Bildschirme zu ihren Füßen halfen ihr dabei. Dennoch ließ Dolly Parton es sich nicht nehmen, der Gay Community ihre Solidarität auszudrücken und sich über die vielen roten Luftballons zu freuen, die anlässlich des Christopher Street Days den Himmel über Köln schmückten. Dass Dolly Parton sich einer großen Fan Gemeinde innerhalb der Gay Community erfreut, hat viel mit ihrem Verständnis von Authentizität zu tun: Sie fühlt sich von den Homosexuellen, den Transvestiten, den Transgenders unter ihren Fans „akzeptiert wie sie ist“. Wieder ein PR Gag? Wohl kaum, wenn man bedenkt, wie wenig beliebt sie sich damit in der nicht gerade für ihre progressive Grundhaltung bekannten Country-Szene macht.

Wer sich treu bleibt wirkt immer authentisch

Es ist unwichtig, wie ‚echt‘ Dolly Partons äußere Erscheinung ist. Sie steht für eine klare Botschaft ein, und ihre ganze Inszenierung hat zum Ziel, diese Botschaft durchzubringen. An Dolly Parton denke ich, wenn mir jemand sagt, man solle stets „ganz man selbst“ bleiben, sei es im Job, im Wohnzimmer oder an der Supermarktkasse. Ich empfehle stattdessen, sich selbst jederzeit treu zu bleiben – und zwar egal, welche Rolle man gerade spielt. Das mag nicht immer das ‚Echte‘ sein, wirkt aber in jedem Fall authentisch.

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Die Autorin

Dr Stephanie EngeroffGastbeitrag von Dr. Stefanie Engeroff, Kommunikationsexpertin bei der Management-Beratung ExpertExecutive. Ihre Klienten sind Spitzenmanager aus den Bereichen Wirtschaft, Öffentlichkeit und Sport.

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Kommentare (4)

  1. Apr 21, 2015

    Dolly ist einfach nur klasse.

  2. Mrz 9, 2015

    Ich finde es gut, dass es so authentische Menschen wie Dolly gibt. Die meisten Menschen die ich kenne sind leider zu ängstlich um wirklich authentisch bzw. Sie selbst zu sein, denn Sie wollen nicht anecken bzw. anderen Mensen auf den Schlips treten.

  3. Aug 19, 2014

    Sie ist sich zumindest selbst treu und verstellt sich nicht !

  4. Lindo Ganarin
    Jul 29, 2014

    Ich mag Dolly und ich mag authentische Menschen – auch oder gerade weil diese nicht immer in ein gängiges Raster passen (mögen). Danke für diesen Artikel, er animiert für einmal nicht bloss zum Nachmachen sondern auch zum Nachdenken. Davon dürfte es gerne mehr geben.

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