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Rezension

»Cocktails: Die Kunst, perfekte Drinks zu mixen«

»Cocktails: Die Kunst, perfekte Drinks zu mixen«

Auch wenn der Cocktail an der Hausbar nicht vollends an das Ambiente und die mixologischen Kenntnisse guter Bars heranreicht, können auch Hobby-Barkeeper für erstklassige Drinks sorgen. Die Anleitung dazu liefert der Münchener Klaus St. Rainer in seinem neuen Buch »Cocktails: Die Kunst, perfekte Drinks zu mixen». Roland Graf hat es für den Gentleman-Blog gelesen.

BEGEISTERN, NICHT BEHÜBSCHEN

Der Autor Klaus St. Rainer ist einer der bekanntesten Bartender des Landes. Er hat ein gutes Vierteljahrhundert hinter der Theke diverser Bars verbracht. Entsprechend klar sind seine Ansichten: „Der Old Fashioned ist kein Obstsalat“, stellt der seit 2010 in der „Goldenen Bar“ im Haus der Kunst in München selbständige Rainer klar. Auch dem Wettlauf um den trockensten Martini kann er wenig abgewinnen: „Der Dry Martini verkümmerte zu einem Glas Schnaps mit Olive.

Man merkt schnell, der Mann mit den vielen Tattoos (mein Favorit: Sponge Bob) kann auch schreiben. Als Kolumnist für Gentlemen’s Quarterly (GQ) hat er schon so manchen Drink analysiert. Einige, darunter der „Crustafari“, finden sich auch in seinem Buch wieder. Er liebt das Spiel mit dem aromatischen Rand eben der Crusta. Mitunter setzt er auch Schäumchen auf seine Cocktails. Allerdings nicht, weil sie hip aussehen, sondern weil der durch sie getrunkene Drink eine weitere Aromenkomponente erhält.

KONSERVATIV bis REBELLISCH

Der Aufbau des Buches führt Laien zunächst in die Werkzeuge der Barprofis ein. Danach folgt eine kleine Warenkunde der wichtigsten Spirituosen und anderer Zutaten (Säfte, Eis, Sirups…), ehe es an die Basistechniken geht.

Die Kapitel-Überschriften „Einfach und clever“ bzw. „Klassiker und Variationen“ machen deutlich, was man auf den 128 Seiten mit insgesamt 176 Rezepten erwarten darf. Rainer arbeitet nämlich gern mit Twists, also leichten Abwandlungen klassischer Rezepte, „ein Mixstil […] so alt wie die Cocktailgeschichte selbst“. Das allein hat für den interessierten Laien und seine Hausbar bereits einen Vorzug: Denn neben den „schulmäßigen“ Fassungen lernt man die moderne Variante kennen. Das weckt die Lust, selbst zu experimentieren. Der „Pink Gin“ (im Kern eiskalter Gin und Wasser im Verhältnis 1:1 plus etwas Cocktailbitter), ist ein gutes Beispiel dafür: Mit jeder Gin-Marke schmeckt das Ergebnis anders.

LUST AUF MIX-PERIMENTE

Die Stoßrichtung, die »Cocktails« mit seinen Rezepten verfolgt, ist eindeutig: Rainer möchte den Spaß am selbst gemachten Drink vermitteln. Dabei geht er über das klassische „do it yourself“ mit Verrühren oder Shaken von Flüssigkeiten hinaus. Er schildert nicht nur, wie man Bitters, Sirups und sogenannten „Filler“ wie z.B. Ginger Beer selbst herstellen kann, sondern fordert seine Leser ausdrücklich dazu auf.

Im dritten Rezept-Kapitel („Außergewöhnlich und spektakulär“) hängt er noch eine Reihe „high end“-Drinks an. Im sogenannten „Cuisine Style“, der Kochtechniken für Cocktails anwendet, zaubert er etwa den „Hot Buttered Coconut Rum“ (mit Falernum, Gewürzbutter, Kokosnusswasser und einem mit Kokosraspel und Bananen-Chips aromatisierten Rum).

Wem das für den schnellen, aber gepflegten Absacker daheim zu exotisch und aufwendig ist, der findet die Cocktail-Rezepturen auch nach passenden Gelegenheiten aufgelistet. Hier werden nicht nur Apéros und After-Dinner-Drinks vorgestellt, sondern auch klassische Sommergetränke und sogar heiße Mixgetränke, die sich ideal für den Winter eignen. Zudem gibt er Tipps und Anregungen für das „Pre Bottleing“, also Rezepte für Getränke, die sich etwa für eine Party praktischerweise bereits in größeren Mengen vorbereiten lassen.

FAZIT

Wer an der Hausbar gleich loslegen will, ist mit der kompakten Darstellung in »Cocktails« gut bedient. Feinheiten – etwa zu Spirituosen – lassen sich zwar heutzutage auch im Web finden, aber das Buch lohnt sich dennoch. Die Tipps des Profis („Für tolle Röstaromen im Drink karamellisieren Sie die Ananasstücke vor dem Entsaften“) zu fast jedem Rezept und die flotte Schreibe tun ein übriges, um nicht zu akademisch zu wirken. Schließlich sollen Drinks schon bei der Zubereitung Spaß machen.

Bei aller Begeisterung sei aber eine kleine Kritik an der Typographie nicht verschwiegen: Ausgerechnet die Symbole mit dem größten Nutzen für den Leser (Welche Gläser nehme ich? Ist es ein warmer Cocktail? etc.) sind Grau auf Hellgrau gedruckt und dadurch etwas kontrastarm. Dafür ist die Idee, für den Druck Bier-Papier zu verwenden, das mit echten Biertrebern hergestellt wurde, grenzgenial. In Details wie diesen zeigt sich der große Barperfektionist Rainer auch als Autor in Topform.

>> »Cocktails: Die Kunst, perfekte Drinks zu mixen«, 16,95 Euro

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Der Autor

Der österreichische Genuss- und Reisejournalist Roland Graf ist seit vielen Jahren im Auftrag der Feinkost unterwegs und schreibt darüber – seit 2013 auch im Gentleman-Blog.

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Kommentare (2)

  1. Mrz 5, 2015

    Toller Beitrag. Generell eine spannende Themenwahl. Das hat einen Platz in unserer Blogroll verdient. Weiter so!

  2. Feb 26, 2015

    man kann sogar mit Tee super gute Cocktails mixen. habe ich zuerst gar nicht glauben wollen, aber meine Frau hat mich davon überzeugen können. Muss man mal probiert haben!

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