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Weltspartag

Sparen ist gut, investieren noch besser

Sparen ist gut, investieren noch besser

Der Weltspartag, den Banken und Sparkassen Jahr für Jahr am 30. Oktober begehen, ist ein Relikt aus einer vergangenen Ära. Jessica Schwarzer nimmt das zum Anlass, im Gentleman-Blog über das eigene Sparverhalten und potentielle Anlagestrategien nachzudenken.

Deutsche sind Sparfüchse

Beim Sparen sind wir Deutschen Weltklasse. Seit Jahren legen wir im Schnitt etwas mehr als neun Prozent unseres Geldes zur Seite. Eine stolze Leistung. Geht es allerdings darum, wie wir unser Geld anlegen, dann sind wir leider nur noch Kreisklasse – zumindest die meisten von uns.

Gut zwei Billionen – das müssen Sie sich mal auf der Zunge zergehen lassen – liegen auf Girokonten, Tages- oder Festgeldkonten und natürlich auf dem noch immer heiß geliebten Sparbuch. Fast 40 Prozent unseres Vermögens haben wir in solchen nur noch homöopathisch verzinsten Anlageklassen liegen. Wobei „Anlageklasse“ eigentlich das falsche Wort ist. Denn mit Geldanlage im Sinne eines langfristigen Vermögensaufbaus hat das wenig zu tun. Doch warum lassen wir unser Geld mehr oder weniger unverzinst liegen? Im Zweifelsfall knabbert sogar die Inflation am sauer Verdienten.

Sparkonten nur für den Notgroschen

Es ist natürlich nichts dagegen einzuwenden, wenn der Notgroschen für die unvorhergesehene Autoreparatur oder die Rücklagen für die nächste Urlaubsreise auf dem Tagesgeldkonto liegen. Oder wenn dort für eine größere Anschaffung etwa die edle Uhr – für viele eine ebenso sinnvolle Form der Geldanlage – gespart wird. Das ist alles völlig in Ordnung. Geld für solche (Not-)Fälle gehört auf ein Sparkonto, in welcher Form auch immer.

Nur neigen wir fleißigen deutschen Sparer dazu, dort auch unser „sonstiges“ Erspartes zu horten. Mit langfristigem Vermögensaufbau hat das aber kaum etwas zu tun. Und genau darüber lohnt es sich, am Weltspartag nachzudenken. Wenn Sie meine Kolumnen schon einmal gelesen haben, dann wissen Sie, dass ich leidenschaftliche Aktionärin bin und für die deutsche Aktienkultur trommele.

Sparprodukte verhindern Rendite

Gute Argumente hat mir gerade erst wieder die Bundesbank mit ihrem aktuellen Monatsbericht geliefert. Dort heißt es, dass die Deutschen seit 2008 durchschnittlich magere 1,5 Prozent reale Rendite – also nach Abzug der Inflation – mit ihrer Geldanlage erwirtschaften. Es sind vor allem die Sparprodukte, die fleißigen Sparern die Rendite verhageln. Auch wenn die Realrendite in den vergangenen Jahren wegen der geringen Kaufkraftverluste höher gewesen ist, als es die Sparzinsen suggerierten, sollten sich Anleger damit nicht zufrieden geben.

Seit Anfang der 1990er-Jahre hat es laut Bundesbank zwar immer wieder Phasen gegeben, in denen „die reale Rendite des Gesamtportfolios noch deutlich niedriger lag“. Die Rendite von Sparkonten, Aktien und anderen Anlageklassen war zu Beginn des Jahrtausends, also nach dem Platzen der Internetblase an der Börse, sowie 2008 während der Finanzkrise geringer als heute. Und auch in den Jahren nach der Wiedervereinigung sei das Niveau der Gesamtrendite kaum höher gewesen als heute. Doch auch das tröstet nicht.

Der Monatsbericht der Notenbanker zeigt auch, dass die Erträge gesunken sind. Zwischen 1991 und 2007 fuhren Anleger noch eine reale Gesamtrendite von durchschnittlich 3,5 Prozent im Jahr ein. Seit Ausbruch der Finanzkrise bis Anfang 2015 fiel dieser Wert dann auf durchschnittlich 1,5 Prozent. Die oft zitierte Aussage, die Deutschen würden sich arm sparen, ist natürlich übertrieben. Aber reich sparen sie sich definitiv nicht. Es mag Menschen geben, die bewusst auf Zinsen verzichten, weil sie diese schlichtweg nicht brauchen und weil sie extrem risikoscheu sind.

Aktieninvestments zahlen sich aus

Wer allerdings langfristig Vermögen aufbauen will, etwa für die Altersvorsorge, und das auch noch mit relativ kleinen Summen, der ist auf solide Renditen angewiesen. Und die liefern – allen Schwankungen und Börsencrashs zum Trotze – langfristig Aktien. Mit Aktien hätten Anleger seit 1991 im Schnitt eine jährliche reale Rendite von gut acht Prozent eingefahren. Laut Bundesbank übrigens die renditestärkste Anlageform überhaupt. Wenn das kein Ritterschlag ist!

Und deshalb sollten die fleißigen Sparer am Weltspartag einmal darüber nachdenken, ob nicht ein Aktien- oder Aktienfondssparplan eine sinnvollere Variante der Vermögensbildung ist. Wenigstens ein Teil des Ersparten sollte in Aktien fließen. Selbst konservative Anleger sollten bis zu 30 Prozent ihrer Anlagesumme in Aktien stecken.

Sparen ist out

Aber bitte nur das Geld, das wirklich langfristig angelegt werden soll und in absehbarer Zukunft nicht gebraucht wird. Denn bei aller zu erwartenden Rendite werden die Aktienkurse schwanken. Und Sie brauchen die Zeit, um solche Schwankungen auszusitzen. Nach zehn oder besser fünfzehn Jahren ist das Verlustrisiko rein statistisch bei null – allerdings nur, wenn Sie die richtigen Aktien und keine Rohrkrepierer erwischen. Deshalb bitte breit streuen, am besten über börsengehandelte Indexfonds, die beispielsweise den Dax nachbilden, oder aktiv gemanagte Aktienfonds. Hauptsache Sie trauen sich überhaupt: Sparen ist – mit wenigen Ausnahmefällen – einfach out. Auch wenn es um die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit geht, ist schließlich investieren statt sparen angesagt.

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Die Autorin

Finanz-Expertin Jessica SchwarzerDie Historikerin und leidenschaftliche Börsianerin Jessica Schwarzer schreibt seit über 15 Jahren über Geldanlagen und ist Chefkorrespondentin Börse beim Handelsblatt, Deutschlands führende Wirtschafts- und Finanzzeitung. Ihr aktuelles Buch heißt „Gierig. Verliebt. Panisch. Wie Anleger ihre Emotionen kontrollieren und Fehler vermeiden“.

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