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Präsenz für den Gentleman

The importance of being wichtig

The importance of being wichtig

Ein Gentleman fällt nicht nur durch überlegte Kleidungswahl und ausgesuchte Manieren auf. Er weiß auch, wie er sich in Szene setzt und wann er sich zurückhält. Wie man eine Gesellschaft für sich einnimmt, was im Hintergrund abläuft und wie man dies für sich und seine Umgebung nutzt, erklärt Patrizia Becker.

»Wer den höchsten Rang in einer Gruppe von Tieren oder Menschen hat, ist leicht zu erkennen. Es ist immer derjenige, der am meisten angeschaut wird. Davon kommt auch das Wort „Ansehen“.«
– Irenäus Eibl-Eibesfeldt, österreichischer Verhaltensforscher

Große Worte, gelassen ausgesprochen. Es gibt Leute, die können so etwas. Viele von ihnen haben mittlerweile das Zeitliche gesegnet, was ihnen automatisch den Nimbus der Ewiggültigkeit und Relevanz verleiht. Ihre Zeitgenossen haben es bisweilen etwas schwerer, ihre Weisheiten unters Volk zu bringen. Dieser Artikel ist für diejenigen, die lernen wollen, gehört zu werden.

Sprechblasen mit Vorzeige-Charakter

Die 80er Jahre in ihrem barocken Selbstdarstellungswahn waren in der Rückschau herrlich. Die Frauen hatten überbreite Schultern und Miniröcke, die „Herren der Schöpfung“ (Selbstwahrnehmung) inszenierten sich mit flamboyanter Krawatte und sonorem Klangteppich. Wer Talent und gutes Training zusammenbrachte, schaffte es, mit der Körperhaltung eines spanischen Grande, Präsenz aufzubauen, und sich damit in den Mittelpunkt der Gesellschaft zu stellen.

Unverzichtbare Begleiter dabei waren eben jener sonore Klangteppich – eine raumfüllende, nicht zu laute Stimme – und esprit-geladene Anekdoten. Das Ziel: Die anderen schon aufsehen zu lassen, wenn man den Raum betrat. Damit einher ging auch die Blütezeit der materiellen Status-Symbole nach dem berüchtigten Muster: „Mein Haus, mein Auto, mein Boot“. Hilfreich war es auch, sich auf Bonmots zu stützen, sodass sich diese „Sprechblasen“ schnell in die Erinnerung der Zuhörenden einbrannten.

Eine Welt der schnellen Sicherheit, weil sie zu großen Teilen auf Fakten beruhte, die äußerlich ablesbar waren. Man wusste sofort, wer wie tickte und arbeitete an seiner Fähigkeit, einnehmend und dabei unverbindlich zu erscheinen, ohne den Mittelpunkt und das Interesse seiner Mitmenschen zu verlieren.

Nomadentum mit Bildungsanspruch

Unsere heutige Situation erinnert mich insgesamt etwas an die Kultur der Nomaden. Ein Nomade ist per se frei, wenn auch dem eigenen Clan und damit seinem Lebensmittelpunkt verpflichtet. Der nomadische Clan lässt sich nieder, wo er für sich und seine Tiere ein günstiges Klima findet. Nicht selten steuert der Clan auf dieser Route Klöster an, die zur Bildung und Erneuerung des spirituellen Lebens dienen. Neben dem entbehrungsreichen Alltagsleben sind diese Stationen eine Möglichkeit zur Kontemplation und zum außerfamiliären Austausch.

Diese Situation spiegelt sich auch in unseren Wahrnehmungs- und Kommunikations-Mustern wider, denn als freie Bewohner der westlichen Hemisphäre durchziehen wir wirtschaftliche, politische und spirituelle Landschaften, etwas poetisch ausgedrückt. Und ähnlich den angesprochenen Klöstern finden wir unsere, oftmals temporäre, Heimat dort, wo genügend Faktoren uns Input für Leib, Geist und Seele garantieren. Kurz gesagt, wo wir uns weiterentwickeln können.

Die moderne Welt mit modernen Herausforderungen

Diesen Input zu liefern, fällt in aller Regel dem Statushöheren zu, der wie oben beschrieben im Mittelpunkt steht. Eine der großen Herausforderungen dabei ist es, schnell eine Brücke zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft bauen zu können. Dabei müssen so unterschiedliche Faktoren wie Politik, Ethnie und Spiritualität einbezogen und bedacht werden. Anders als früher können diese Einflüsse nicht mehr äußerlich abgelesen werden.

Das macht diese Aufgabe anspruchsvoll und gleichzeitig auszeichnend. Eine solche gesellschaftliche Runde kann nur erfolgreich moderieren, wer sich selbst kennt und sich seiner Fähigkeiten und vor allem seiner Manieren bewusst ist. Dabei ist die Fähigkeit zur Inspiration ein Schlüsselfaktor, denn sie zieht die anderen Menschen in den eigenen Bann und erhebt den „Moderator“ so in den Mittelpunkt.

Das „Serendipitäts-Prinzip“ als Erfolgs-Modul

Hinter dem schweren deutschen Wort verbirgt sich, was die amerikanische Landschaft als „serendipity“ in ihren Kreativitätspool integriert hat. Gemeint ist die zufällige Entdeckung.
Im Falle der Mittelpunktspräsenz sprechen wir von der Fähigkeit, zufällige Entdeckungen aufzugreifen und in die laufende Entwicklung zu integrieren oder eben eine neue Entdeckung zu ermöglichen.

Neue Entdeckungen spenden ein Gemeinschaftserlebnis und erfrischen. Als Teil einer Gemeinschaft etwas ganz Neues zu erleben heißt, sich selbst neu zu begegnen. Es lässt mich die Rolle des Gestalters finden und gibt das Gefühl von Potenz. Andererseits gibt es kaum etwas Tödlicheres als eine Gruppe, bei der alle Rollen schon fest verteilt und alle Termine vorgegeben sind. Hier ist der Tod im Topf.

Die Zufalls-Entdeckung ist ein Gold-Nugget und bietet das Gegenteil. Sie arbeitet aber nur dem zu, der als Moderator mit Fingerspitzengefühl einen Entdeckungsprozess kreieren kann. Dem, der rasch Menschen inspirieren und damit integrieren kann. „Sinnstiftende Führung“ unterstützt den Aufbau des „Tribe“, des Stammes der Neuzeit. Gemeint ist die Gruppe, in der man sich befindet und in der man sich wohlfühlen will.

Die leise Gefährlichkeit: Faszinosum und Vehikel

Kennen Sie Menschen, die die hohe Kunst der Frage beherrschen? Nach dem ersten Gespräch mit Ihnen ist man in „Hab-Acht-Stellung“. Nicht, weil sie etwa manipulieren, drohen, einschüchtern, sondern weil sie durchschauen und fördern. Freundlich. Gefährlich. Ich habe das große Glück, so einen Menschen um mich zu haben und kann Ihnen garantieren: Schon die Stille vor dieser einen leisen, weisen Frage ist für mich wie Kerosin. Mal überwiegt der belebende, oft aber auch der gefährliche Teil.

Es ist auch der Mensch, dessen Kompliment den Charakter einer blauen Mauritius hat: extrem selten. Dafür ist sie umso kostbarer, weil ohne Hintergedanken und abseits von klebrigem „Wohlfühl-Klimbim“. Menschen haben die Gabe, andere zu inspirieren und strahlen damit eine natürliche Präsenz aus. Ob sie im Mittelpunkt stehen wollen oder nicht, andere Menschen hängen an ihren Lippen.

Als Befehlshaber findet man heutzutage keine Präsenz mehr. Der Inspirierende hat als Persönlichkeit Infragestellungen ehrlich durchlebt und kann seine Erkenntnis mit Wertschätzung an andere weitergeben. Als Vorbild, welches Macht versteht, als Inspiration mit Augenmaß.

»Dilettanten erkennt man an der Plumpheit ihrer Komplimente. Der routinierte Verführer riskiert Kritik.«
– Cathérine Deneuve, französische Schauspielerin, *1943


Die Autorin:

Patrizia Becker von Erfolg mit Stil ist Partner für Unternehmen, Führungskräfte und Selbständige. Im Bereich des professionellen Auftrittes sowie der persönlichen Entwicklung ist ihr die Inspiration wichtig: „Eine zukunftsfähige Strategie entsteht durch konsequente Entwicklung auf der Basis hoher Sozialkompetenz. Und – es muss Sinn und Spaß machen – dem Unternehmen und der Einzelperson.“

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Kommentare (3)

  1. Dirk
    Dez 12, 2016

    Das ist ein sehr interessanter Artikel, der das Thema wirklich gut beschreibt. Ich bin ein großer Fan von Persönlichkeitsanalysen, und wie man sich selbst am besten zu ordnen kann. So in der Art habe ich das bisher noch nicht gelesen, hat mich aber auf Ideen gebracht. Sehr schöner Blog, auf einen nächsten Besuch. Beste Grüße Dirk

  2. Jan 7, 2016

    Hallo Ulrich K.,

    danke für Ihr Feedback! Freut mich sehr, dass Ihnen der Artikel gefällt.

    Patrizia Becker

  3. Ulrich K.
    Jan 5, 2016

    Danke für diesen einprägsamen Beitrag – Habe Ihre Seite direkt in meinen RSS-Feed aufgenommen.

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