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Geld und Sprache – Die richtige Rhetorik bei Finanzfragen

Geld und Sprache – Die richtige Rhetorik bei Finanzfragen

Es gibt kaum ein langweiligeres Thema als Geld. Wer in lockerer Runde über seine Anlagestrategie spricht, über Festgeldzinsen oder Portfoliomanagement, läuft Gefahr, dass der Gesprächspartner sich dem Tischnachbarn zur anderen Seite hinwendet. Das ist an sich noch wenig überraschend. Vermutlich wäre der gleiche Effekt leicht mit detaillierten Ausführungen über Mülltrennung, Ölwechsel ohne Hebebühne oder Perspektive und Schatten in der Landschaftsmalerei der Nachkriegszeit zu erzielen.

Der Volksmund sagt ja auch: Schweigen ist Gold, gerade wenn man keine Ahnung hat. Es hat nämlich kürzlich in einer Studie rund ein Viertel der Befragten zugegeben, über mangelhaftes oder gar kein Wissen in Finanzen zu verfügen – und zwar am eklatantesten bei Frauen unter 30. Dieses Detail mag selbstverständlich zum Teil der Tatsache geschuldet sein, dass Männer ab 30 ihre Sachkenntnis gern ein bisschen beschönigen. Pauschal gesagt. Es gibt Ausnahmen, das ist klar. Im Allgemeinen gilt: Geld ist uninteressant, wenn man nur genug davon hat. Die Linguistin Dr. Stefanie Etzel widmet sich in Ihrem neuen Buch und auch bei uns auf dem Blog dem Thema Rhetorik und Finanzen.

Über Geld spricht man nicht?

Manch einen, der klug gerechnet hat, wird es wundern, dass der Kunde nicht sofort zuschlägt, die Aktionäre immer noch zögern, der potenzielle Geschäftspartner sich zu stundenlangen Beratungen zurückzieht, der Aufsichtsrat die Strategie blockiert. Sprechen doch alle Zahlen für das vorgelegte Konzept. Was ist hier passiert?

Aber genau darin besteht das Problem: Die Zahl allein überzeugt nicht. Die Zahl entfaltet ihre Wirkung nicht von selbst, sondern eben, das ist schlimm für alle Zahlenmenschen, in der Vermittlung durch das Wort. Viele zahlenorientierte Manager sehen sich in erster Linie als Erbringer von Leistungen und Ergebnissen in Form von hervorragenden Zahlen. Und so werden sie von anderen auch wahrgenommen. Als Menschen finden sie dann aber oft keine Akzeptanz, und das führt zu Misserfolg. Zahlenorientierte Manager liefern eine tadellose Performance in der Sache – und trotzdem begegnet man ihnen mit Ablehnung und Misstrauen. Oft eilt ihnen der Ruf voraus, unterkühlt zu sein.

Die Forderung der Branche lautet, dass Finanzen nicht erst beim Bankberater zum Thema werden sollten, sondern schon in der Schule und von den Eltern vermittelt werden – und zwar idealerweise nicht abstrakt (in Formeln, Gleichungen und Regeln), sondern praxisnah, interessant und alltagstauglich!

Zahlen gekonnt präsentieren

Dass es im Banking leider manchmal einfach um schnöde Zahlen geht, heißt übrigens nicht, dass sich daraus nicht eine bunte Bild- und Sprachwelt für den öffentlichen Auftritt entwickeln lässt. Es gibt dafür Beispiele zuhauf. Und die Banker, Menschen, die mit den Zahlen täglich umgehen, haben einen klaren Vorteil: Sie verfügen über die Fähigkeit, definierte Ziele zu fokussieren. Gerade in der Krisenkommunikation gewinnt die sinnstiftende Vermittlung der Botschaft an Bedeutung. Wer sich ausschließlich auf Fakten beruft, wird kein Commitment erreichen. Es mag der Anschein der Alternativlosigkeit und Folgerichtigkeit hergestellt werden, wird die Notwendigkeit der Maßnahmen auf diese Weise scheinbar zweifelsfrei belegt. Allerdings gibt es, so gern es uns die Zahlen auch glauben machen wollen, wenige zweifelsfreie Wahrheiten neben den mathematischen Axiomen. Es gibt nicht umsonst das geflügelte Wort, jede Statistik könne immer eine These und auch ihr Gegenteil beweisen. Wir wissen fast nichts über die Zukunft, deshalb müssen die Stakeholder dort abgeholt werden, wo sie jetzt stehen.

Millenials sorgen für den Umschwung

Aus ganz unerwarteter Richtung kommen jetzt die ersten Rauchzeichen eines Friedens: Ausgerechnet die Millennials scheinen diejenigen zu sein, die jetzt das große Tabu brechen. Ein Umstand, der die Funktionsweise von Unternehmen verändern könnte.

Nach einer Studie von 2017 (Quelle: The Cashlorette) sind Menschen zwischen 18 und 36 wesentlich entspannter als die älteren Jahrgänge, wenn sie nach ihrem Gehalt gefragt werden. Was früher einer zwischenmenschlichen Katastrophe gleich kam und Köpfe rollen ließ, hat seinen Schrecken verloren: Der Umschlag mit den Gehaltszetteln ist nicht richtig verschlossen, die Bonuszahlung landet auf dem falschen Konto, der Nachweis einer Gehaltserhöhung ist auf dem Kopierer liegen geblieben? Wen stört’s, wenn doch ohnehin jeder von jedem weiß, wer wie viel einstreicht am Ende des Moants? Offensichtlich erhält eine gewisse Bereitschaft zur Transparenz – oder vielleicht sogar die Forderung danach – Einzug in die Büros.

Die Autorin

stefanie-etzel-foto2.256x256(3)Dr. Stefanie Etzel ist Sprachwissenschaftlerin und Project Manager bei ExpertExecutive. Sie analysiert dort Auftritte des Spitzenmanagements unter rhetorischen Gesichtspunkten.

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Ein Kommentar

  1. Vergleicher
    Mai 25, 2018

    Zahlen sind für viele Menschen meist trocken. Die Kunst ist es, Zahlen in etwas lebendiges zu verwandeln. Wenn zum Beispiel Buchmacher ihre Wettquote für ein Bundesligaspiel berechnen, dann geht es zunächst sehr mathematisch zu und man beruft sich auf komplizierte Formeln. Wenn aber am Ende die Quote aus allen einzelnen Kennzahlen zusammengefügt wurde, dann kann sich auch der schlechteste Matheschüler ein Bild davon machen, ob eine Mannschaft favorisiert wird oder als Außenseiter gilt. Mein Tipp also: weniger nur die Zahlen nennen sondern sie lebendig und leicht verständlich präsentieren, damit andere einen praktischen Nutzen daraus ziehen.

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