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Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne...

„Stufen“ von Hermann Hesse

„Stufen“ von Hermann Hesse

Schriftsteller Hermann Hesse (1877 – 1962) erlangte mit seinen Prosawerken wie „Der Steppenwolf“ und mit seinen Gedichten weltweite Bekanntheit und wurde im Jahr 1946 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Hesses wohl bekanntestes Gedicht trägt den Namen „Stufen“ (zum kompletten Text des Gedichtes bitte etwas runterscrollen).

Hermann Hesses Meisterwerk ist Gedicht, Gebet und philosophische Erkenntnis in einem. Die Zeile „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ ist selbst vielen Menschen bekannt, die Hesse und sein Gedicht nicht kennen.

Weltbürger und Ikone der 68er

Zentrales Thema Hesses Werke war oft der ältere Freund oder Meister, der einem jungen Menschen den Weg zu sich selbst öffnet. Dadurch war und ist der Weltbürger Hermann Hesse noch immer der Lieblingsautor zahlloser Jugendliche und wurde so zu einer Ikone der 68er-Generation. Viele seiner Leser erkennen sich selbst in der Lektüre. In einer ARD-Dokumentation zu Hesses 50. Todestag fragt sich der langjährige Hesse-Fan Udo Lindenberg stellvertretend für Menschen in der ganzen Welt fasziniert: „Wie kann der über mein Leben schreiben, das war ja genau meine Story. Der kennt mich doch gar nicht!

Ein Gedicht wie ein Gebet

Hesses Eltern waren christliche Missionare, der Religion stand Hesse aber nicht sonderlich nah. Als Jugendlicher unternahm er sogar Selbstmordversuche. Er fühlte sich von Gott, den Eltern und der Welt verlassen und sah hinter den starren pietistisch-religiösen Traditionen der Familie nur noch Scheinheiligkeit. Dennoch oder vielleicht gerade deswegen hat sein Gedicht „Stufen“ hat viel von einem Gebet und ist höchst philosophisch. In dem Gedichte beschreibt Hermann Hesse den Lauf des Lebens, die Notwendigkeit sich weiterzuentwickeln und nimmt den Augenblick des Endes allen irdischen Wirkens vorweg.

Stufen

von Hermann Hesse.

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.

Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf’ um Stufe heben, weiten.

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegensenden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden…
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

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Kommentare (3)

  1. Ulrich
    Apr 6, 2018

    Die 68er und Hermann Hesse: Alles Alte sollte enden und etwas Neues beginnen. Was, das war den meisten 68ern zu Beginn und vielen bis zum Schluss unklar. Weil allem Neuen „ein Zauber innewohnt”, wie Hermann Hesse schrieb, kann es grenzenlosen Optimismus und radikale Schwärmerei freisetzen. Letztlich führte 68er Bewegung zu linker Intoleranz. Die 68er lasen Hermann Hesse, doch verstanden sie ihn nicht.

  2. Lebender Traum
    Okt 16, 2017

    Besinnung

    Göttlich ist und ewig der Geist.
    Ihm entgegen, dessen wir Bild und Werkzeug sind,
    Führt unser Weg; unsre innerste Sehnsucht ist:
    Werden wie Er, leuchten in Seinem Licht.

    Aber irden und sterblich sind wir geschaffen,
    Träge lastet auf uns Kreaturen die Schwere.
    Hold zwar und mütterlih warm umhegt uns Natur,
    Säugt uns Erde, bettet uns Wiege und Grab;
    Doch befriedet Natur uns nicht,
    Ihren Mutterzauber durchstößt
    Des unsterblichen Geistes Funke
    Väterlich, macht zum Manne das Kind,
    Löscht die Unschuld und weckt uns zu Kampf und Gewissen.

    So zwischen Mutter und Vater,
    So zwischen Leib und Geist
    Zögert der Schöpfung gebrechlichstes Kind,
    Zitternde Seele Mensch, des Leidens fähig
    Wie kein andres Wesen, und fähig des Höchsten:
    Gläubiger, hoffender Liebe.

    Schwer ist sein Weg, Sünde und Tod seine Speise,
    Oft verirrt er ins Finstre, oft wär ihm
    Besser, niemals erschaffen zu sein.
    Ewig aber strahlt über ihm seine Sehnsucht,
    Seine Bestimmung: das Licht, der Geist.
    Und wir fühlen: ihn, den Gefährdeten,
    Liebt der Ewige mit besonderer Liebe.

    Darum ist uns irrenden Brüdern
    Liebe möglich noch in der Entzweiung,
    Und nicht Richten und Haß,
    Sondern geduldige Liebe,
    Liebendes Dulden führt
    Uns dem heiligen Ziele näher.

    Hermann Hesse (1933)

    Stufen vs. Besinnung

    Stufen = Psychologie
    Besinnung = Leben

    Tipp, wer wirklich lebt, für den gibt es keine Stufen.

    Stufen = Archetypen – etwas, dass der liebe C.G. Jung „erfunden“ hat.

    VLG, ein Mensch, der ohne Archetypen und Stufen durch’s Leben schwebt ;)

  3. Elriiede Barth
    Mai 23, 2016

    Mein Lieblingsdichter, er spricht mir auf aus der Seele

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