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Cocktail-Weltmeister Mario Hofferer im Interview

Cocktail-Weltmeister Mario Hofferer im Interview

Cocktail-Weltmeister Mario Hofferer verrät im Interview mit dem Gentleman-Blog, was einen Cocktail zum Erlebnis macht, wie man Frauen an der Bar wirklich beindrucken kann, und was an dem Klischee des Barkeepers als Seelsorger hinter der Theke dran ist.

Herr Hofferer, auf Ihrer Homepage steht „Mario Hofferer mischt keine Getränke – er produziert Erlebnisse!“ Was macht Ihrer Meinung nach einen Cocktail zu einem Erlebnis?

Mario Hoferer: In meinen Augen ist ein Cocktail ein Erlebnis, wenn er all unsere Sinne anspricht! Wichtig sind Aroma, Geschmack und Aussehen. Für mich beginnt der Erlebnisfaktor bei der Herstellung, wird durch die Präsentation vor dem Gast in Szene gesetzt und endet mit der Geschmacksexplosion beim ersten Schluck. Cocktails werden beispielsweise in Rum oder Cognac Fässern gelagert und ausgebaut, Spirituosen mit Kräutern und Gewürzen veredelt, Eisblöcke zu eleganten Eisdiamanten geschnitzt – der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, und die Küche verschmilzt mit der Bar.

Sie haben sich bereits im Alter von 17 Jahren mit einer Bar selbständig gemacht und waren als Barkeeper tätig. In dem Alter darf man in Deutschland noch nicht mal harten Alkohol kaufen. Wie kam es dazu?

Mario Hoferer: Begonnen hat alles in der Küche. Ich absolvierte eine Ausbildung als Koch & Restaurantfachmann in tollen 5-Stern-Häusern. Ich interessierte mich schon immer besonders für die Arbeit direkt am Gast. Weil das aus der Küche heraus eher schwierig ist, beschloss ich meinen Kochlöffel gegen den Shaker auszutauschen. Meine Kreativität konnte ich hinter der Bar genauso wie in der Küche ausleben. Das reizte mich so sehr, dass es mir nicht mehr schwer fiel schon in jungen Jahren meinen Weg in diese Richtung zu gehen.

Ich kenne die Theke eher von der anderen Seite. Wie wird man eigentlich Bartender?

Mario Hoferer: Ich hatte das Glück in renommierten Betrieben wie dem Parkhotel in Pörtschach in geschulte Hände zu fallen. Ich hatte in der Barszene sehr gute und bekannte Lehrmeister wie die beiden Cocktail-Vizeweltmeister Peter Weissnegger und Stani Hannes. Mich beeindruckte der Beruf Barkeeper schon von Anfang an, weil er in meinen Augen der Küchenchef der flüssigen Speisen ist.

Wie ist als Barkeeper generell das Verhältnis zum Alkohol?

Mario Hoferer: Barkeeper kennen ihre Spirituosen in und auswendig und wissen genau, was sie mit einem anstellen können. Es ist zudem genauso wie in der Küche: Köche haben auch den ganzen Tag mit Speisen zu tun, die sehr verlockend sind, sie essen aber meist nicht in den Mengen wie andere. Barkeeper müssen ihre Drinks selbstverständlich verkosten, aber niemand schreibt einem vor sie auch auszutrinken. Die Formel ‚Köche sind dick’ und ‚Barkeeper sind Alkoholiker’ ist für mich nur ein falsches Klischee.

Nun zwei Stilfragen für Bartender: Darf man bei der Arbeit hinter der Theke eigentlich Mütze und Armbanduhr tragen?

Mario Hoferer: Ein klassischer Barkeeper trägt meines Erachtens keine Kopfbedeckungen. Über Armbanduhren habe ich mir bis dato noch nie Gedanken gemacht, dafür gibt es aber auch keine genau definierte Regel. Von Stadt zu Stadt ist der Style der Bartender auch verschieden. Von der eher klassisch „old school“ gekleideten Bartendern in Metropolen wie London oder Berlin bis zu den lockeren tätowieren Mixologen aus Paris – jeder Bartender sollte seinen eigenen Style forcieren und sich nicht zu viel von der Masse vorschreiben lassen.

Sie sind amtierender ‚Gault Millau Barmann des Jahres’. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?

Mario Hoferer: Jeder Wettbewerb, den ich bis jetzt gewonnen habe, bedeutet mir viel. Es ist für mich immer eine ehrenvolle Auszeichnung, wenn Profis der Szene mir auf diese Weise bestätigen, dass meine Arbeit und Innovativität geschätzt wird. Ich versuche mit der Teilnahme an den Wettbewerben auch meinen Beitrag dazu zu leisten, dass der Beruf Barkeeper mehr in Szene gesetzt und anerkannt wird.

Wie sind sie eigentlich zu Ihren ersten Wettbewerben gekommen?

Mario Hoferer: Ich selbst habe mit 15 Jahren angefangen an Wettbewerben teilzunehmen. Es gab Hochs und Tiefs. Jeder fängt einmal klein an, und nicht jeder kann immer sofort gewinnen. Aber mit Hilfe von erfahrenen Barkeepern wie meinem Trainer Herrn Peter Weissenegger, konnte ich mich rasch steigern und gewann auch immer mehr Bewerbe. Alles im Leben braucht seine Zeit, das verstehe ich heute besser als damals. Aber enttäuschte Gesichter gehören einfach zu jedem Wettbewerb dazu.

Mit Ihren Skills bieten Sie Ihren Gästen auch Flair-Bartending an, die artistische Präsentation der Arbeit an der Bar. Wie viele zerbrochene Flaschen dauert es, bis man beim Jonglieren und stilvollen Cocktailmixen diese Leichtigkeit und Virtuosität erreicht?

Mario Hoferer: Hierbei gilt das Credo „learning by doing“. Umso mehr man trainiert umso schneller kann man Erfolge sehen.

Bartender-Champion Mario Hofferer in Aktion

Welche Disziplinen stehen auf Ihrem Trainingsplan?

Mario Hoferer: Bei mir steht das ständige Training an meiner Geschmackssensorik an der Tagesordnung. Die technischen Skills sollte man mit den Jahren verinnerlicht haben, wobei man sich da auch stetig steigern kann. Trainiert wird das eher während der Arbeit hinter der Bar. Auch Fortbildung steht immer auf meinem Tagesplan, dazu gehört viel Fachliteratur und ständiges probieren neuer Techniken wie zum Beispiel die Herstellung von Likören, Bitters sowie das Herstellungsverfahren von Aged Cocktails oder das verfeinern von Grundmaterialien und Serviervorschlägen.

Wie wichtig sind bei den Wettkämpfen die einzelnen Cocktail-Komponenten?

Mario Hoferer: Bei den Wettbewerben gibt es die verschiedensten Regelwerke, an die man sich anpassen muss. In der Regel werden Aroma, Geschmack und Aussehen des Drinks von einer Fachjury bewertet. Wenn ich einen Drink kreiere, fange ich mit dem Geschmack an, anschließend verfeinere ich das Aroma und am Ende überlege ich mir welche sogenannte Garnitur aus Früchten oder Gemüse am ehesten optisch zu meinem Cocktail passt. Jeder Cocktail ist ein Gesamtkunstwerk, bei dem alles aufeinander abgestimmt werden muss.

Wie ist das bei einer Cocktail-Weltmeisterschaft?

Mario Hoferer: Bei der Weltmeisterschaft der IBA (International Barkeeper Association) ist das alles noch einmal eine Nuance schwieriger, da die Mitbewerber ja nicht schlafen. Es ist das Ziel eines jeden, der Kreativste zu sein und so viele unentdeckte Ingredienzien zu verwenden wie nur möglich, um den Juror mit seinem Cocktail zu verzaubern. Ich hatte das Glück, genau das zu schaffen. Oftmals ist mal aufgrund des Regelwerkes etwas eingeschränkt, wobei man hier einfach immer versucht, das bestmögliche raus zu holen.

Sie führen ein großes Catering-Unternehmen, sind doppelter Österreichischer Meister, Leader of the Year 2011, Cocktail World Champion 2011 sowie Barman of the Year 2012. Mit 29 haben Sie schon fast alles erreicht. Wo soll Ihr Weg noch hingehen, was sind Ihre nächsten Ziele und Projekte?

Mario Hoferer: Ich habe kürzlich gemeinsam mit Arnstadt Kristal die Mario Hofferer Bar Glas Kollektion auf den Markt gebracht. So stoße ich immer in neue Aufgaben und Geschäftsfelder. Ansonsten ist mein Ziel eindeutig das Ausland. Ich möchte in der Zukunft in Spanien Fuß fassen.

Bei soviel Gerede über Cocktails, welcher ist Ihr Favorit?

Mario Hoferer: Ein klassischer Daiquiri oder ein guter Gin Tonic.

Hinter der Bar bekommen Sie sicher viele Flirts an der Theke mit. Wenn Sie als Barkeeper nicht gerade selbst Ziel dieser Avancen sind, haben Sie Tipps für unsere Leser, um eine Frau an der Bar richtig und vor allem erfolgreich anzusprechen?

Mario Hoferer: Dass man hinter der Bar aus erster Reihe sehr viel Privates mitbekommt, kann ich nicht verneinen, Tipps dazu kann man aber nicht abgeben. Es kommt immer auf die Situation und das Umfeld an. Aber als Barkeeper sieht man schneller als andere, ob eine Frau angesprochen werden will oder nicht. Fragen Sie das nächste mal, bevor sie eine Frau ansprechen wollen, den Barkeeper ihres Vertrauens, was die Dame trinkt, und verzaubern sie sie mit einem geschmackvollem Drink anstatt einem Spritzer oder Bier.

Entspricht das typische Barkeeper-Klischee des Theken-Seelsorgers der Wirklichkeit?

Mario Hoferer: Ja! Menschen kommen in Bars, um unterhalten zu werden und in Gesellschaft zu sein. Oft kann man gar nicht glauben, was man so alles erfährt, wenn man dem Gast ein offenes Ohr schenkt. Typische Themen sind die Lebensgeschichten des alltäglichen Lebens oder die letzte Beziehungskrise. Über Probleme in der Arbeitswelt wird eher selten genörgelt. Seltsam eigentlich, aber Privates steht bei der Mehrheit an der Tagesordnung.

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Kommentare (2)

  1. Sep 21, 2013

    Der Barkeeper ist ja fast zum Schweigen verpflichtet, wie ein Arzt, oder Anwalt. Was man da an einem Abend alles hört man o man .

    Der Barkeeper weiss grundsätzlich alles !

  2. Jun 27, 2013

    Menschen kommen in Bars, um unterhalten zu werden und in Gesellschaft zu sein.

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